Tourist oder Reisender

Trends / Wohlbefinden
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Andrea Kwamya
Jan. 29, 2019

In den letzten Jahren hat die Werbung von Reiseveranstaltern Urlauber dazu inspiriert, sich jenseits ausgetretener Wege zu begeben. Das ist in der Tat kein Zufall. Wir verstehen uns heute mehr als je zuvor als Weltbürger, die zu Arbeitszwecken zwischen verschiedenen Ländern pendeln und sogar Fernbeziehungen über weite Distanzen aufrecht erhalten. Ein ganz normaler Arbeitnehmer kann es sich leisten, jemanden zum Geburtstag auf der anderen Seite des Atlantiks zu besuchen und am Montag schon wieder im Büro zu sein. In den letzten drei Jahren ist noch der ‘Bleisure’ Trend dazugekommen, als die sowohl in sozialer als auch in finanzieller Hinsicht bewusst handelnden Millennials damit begannen, Dienstreisen zu persönlichen Zwecken um den ein oder anderen Tag zu verlängern. Weil wir öfter reisen und immer wieder zum selben Ort zurückkommen, wollen wir uns wie Zuhause und mit dem Reiseziel verbunden fühlen. Wir wollen uns als Ehrengast fühlen und nicht als Tourist.


Weil wir öfter reisen und immer wieder zum selben Ort zurückkommen, wollen wir uns wie Zuhause und mit dem Reiseziel verbunden fühlen.

In der Vergangenheit haben bequeme Reisen, komfortable Hotelanlagen und der Besuch von Sehenswürdigkeiten mit einem Reiseleiter beim Kunden ein Gefühl von Sicherheit ausgelöst. Anstatt auf Reiseveranstalter und lokale Touristenattraktionen zu setzen, nutzen moderne Reisende technologische Möglichkeiten, um die versteckten Schätze eines Landes zu entdecken und damit ihre eigenen Erfahrungen zu sammeln. In Zeiten, wo wir alles in den sozialen Medien teilen, helfen Online‑Reiseberichte Reisenden bisher übersehene Juwele zu entdecken; herauszufinden, welche Gegenden sicher sind, welche Sehenswürdigkeiten einen Eintritt wert sind und wo man anstatt eine Menge Geld auszugeben lieber auf einem versteckten Hügel die gleiche Aussicht genießen kann. Folglich wird auch das Bildmaterial zum Thema Reisen weniger von Reiseunternehmen bestimmt. Stattdessen sind es vielmehr Individualreisende, die sich abseits der gewohnten Wege bewegen.

In Wahrheit lassen wir uns heute von Instagram, Trip Advisor und Foursquare inspirieren. Der Reiz, einen eigenen zweiten Raum in der Welt zu finden, ist schwer zu bestreiten, gerade wo Instagrammer wie MinorityNomad darauf abzielen, die wahre Essenz eines jeden von ihm bereisten Landes einzufangen – von kulinarischen Besonderheiten bis hin zu Straßenmusikern, lokalen Unternehmern und dem Lebensstil von Auswanderern. Anderen wie  Lebackpacker gelingt es, mit ausbalancierten Landschaftsbildern die Schönheit und die Vorzüge der Einsamkeit in der Natur festzuhalten. Beide Stilrichtungen fangen die Schönheit und Authentizität von ungestellten Fotos auf moderne Art ein.

Folglich wird auch das Bildmaterial zum Thema Reisen weniger von Reiseunternehmen bestimmt. Stattdessen sind es vielmehr Individualreisende, die sich abseits der gewohnten Pfade bewegen.

Die Zunahme an Allein‑ und Erlebnisreisenden zeigt, dass wir uns aus dem engen Korsett der Beliebtheit befreien und wahre Entdecker werden sollen. Wir haben verstanden, dass ein Land mehr ist als eine Großstadt. Es geht darum, sich auf kultureller Ebene zu verbinden, die man sonst nicht kennengelernt hätte, und sich frei und gelöst auf seinen Reisen zu bewegen.

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