Reisen in die Natur

Trends / Wohlbefinden
Patchareeporn Sakoolchai
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Sandra Michalska
Okt. 4, 2022
Als wir uns während der Pandemie von Menschen fernhalten sollten, haben wir uns alle gemeinsam nach draußen in die Natur begeben. Wir haben lange Spaziergänge im Wald unternommen, sind frühmorgens im Park joggen gegangen und haben angefangen, die kleinen Dinge und die Schönheit der Natur zu bemerken. Gleichzeitig wurde in den Medien vielfach darauf hingewiesen, welche Vorteile es mit sich bringt, sich in der Natur zu erholen.1 Diese neue Liebe zur Natur hält an, und die Tourismusbranche zielt nun auf die Verbraucher ab, um diese Strömung für sich zu nutzen. Unsere neueste VisualGPS‑Studie zu den von der Reisebranche verwendeten Bildern zeigt, dass sich die Beliebtheit von Natur‑ und Tierweltbildern in den letzten Jahren verdoppelt hat, während Bilder von Städten rückläufig sind.

Die Wiederentdeckung der Natur liegt aber auch daran, dass die Rahmenbedingungen heute bei weitem nicht mehr so friedlich sind wie zu Beginn der Pandemie. Unsere VisualGPS‑Verbraucherbefragung zeigt, dass der Blick in die Zukunft – und die Gegenwart – als belastend empfunden werden. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung hält es für schwierig, mit dem Tempo der heutigen Welt Schritt zu halten, und 58 % der Menschen macht der Gedanke an die Zukunft Angst. In diesen bewegten Zeiten ist die mentale Gesundheit für fast die Hälfte der Verbraucher weltweit wichtiger denn je. Gleichzeitig interessieren sich Verbraucher zunehmend für das Thema Wohlbefinden. 67 % wollen neue und andere Wege hin zum Wohlbefinden kennenlernen. Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen mentaler Gesundheit, Wohlbefinden und Natur. So lösen in Europa beispielsweise Bilder, die friedliche Menschen in der Natur zeigen, bei 80 % der Befragten Glücksgefühle aus, und 63 % stimmen zu, dass diese Bilder Ausdruck eines gesunden Gemütszustands sind. Am besten schneiden die Bilder bei der Generation Z (59 %), Männern (57 %) und der Generation X (56 %) ab. Kein Wunder also, dass die Tourismusbranche mit Bildern darauf reagiert, die Entspannung in der Natur zeigen. Ziemlich neu ist allerdings das verlockende Gefühl der Natur für Größe.
Die Natur als Ort des Friedens
Weite Horizonte und eindrucksvolle Perspektiven. Einsame Gestalten, die durch die Weiten der Natur wandern, an leeren Stränden spazieren gehen oder vor der Pracht der Natur stehen, mit gen Himmel gestreckten Armen oder einfach in Gedanken versunken. Die Farbstimmung ist faszinierend, aber weniger gesättigt als noch vor einigen Jahren. Statt blauem Himmel und türkisfarbigem Wasser sind hier und dort ein paar Wolken zu sehen. Während die Tourismusbranche nach wie vor auf Postkartenmotive von Urlaubsorten zurückgreift, gibt es immer mehr besinnliche Bilder, die unsere Beziehung zur Natur thematisieren. Dieser bewusstere Ansatz entspricht voll und ganz dem Wunsch der Verbraucher, sich mehr auf das zu konzentrieren, was zählt: 84 % wollen das Positive im Leben feiern. Auch wenn sie sich angesichts der gegenwärtigen und künftigen Lage in der Welt sorgen, suchen sie Zuflucht in einfachen, wenn nicht gar universellen Dingen – und bei der Zuwendung zur Natur geht es nicht nur darum, woanders sein zu wollen, sondern ganz und gar Raum und Zeit zu entfliehen.
Was kommt als nächstes? Umgebung und Gesundheit
Bisher wurden Motive für Wohlbefinden und Reisen mit Yoga und Spa‑Behandlungen veranschaulicht. Die Tourismuskunden von Getty Images setzen nach wie vor auf beides, allerdings in einer anderen Umgebung als in den vergangenen Jahren, denn wir sehen zunehmend Yoga‑Gruppen im Freien, mitten in der Natur. Der visuelle Ausdruck verlagert sich von der Suche nach innerer Balance hin zur Suche nach Einklang mit unserer Umwelt. Auch die Aktivitäten sind mehr auf die Natur ausgerichtet: Wandern, Radfahren und Baden in Bergseen sind immer beliebtere Motive für Tourismus‑ und Wellnessmarken. Und auch die Landschaften und Jahreszeiten unterscheiden sich stärker und spiegeln die Vielfalt der Natur besser wider. Neben sonnigen Stränden gibt es immer mehr herbstliche Berglandschaften, sanfte und einladende Täler und dichte Wälder. Die Präsenz der Natur ist greifbarer, äußerst sinnlich, und wir gehen davon aus, dass sie in Zukunft eine wichtige Rolle bei Reise‑ und Wellness‑Erlebnissen spielen wird – von kleinen Abenteuern oder Spa‑Behandlungen bis hin zum Erleben der Tierwelt im großen Stil. In Zeiten, in denen wir unsere Werte grundlegend neu definieren und den stillen Rückzug antreten, werden wir uns immer häufiger nach Weite, Natur und einem langsameren Tempo sehnen.
Genuss auf pflanzlicher Basis