Cybersicherheit

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Rebecca Rom-Frank
Nov. 27, 2019
Technisch angeschlossen und doch ein mattes Bild: Ein weißer Mann sitzt mit einem Kapuzenpulli über einer Tastatur gebeugt, tippt schnell, leuchtende Nuller und Einser rauschen dabei über den Bildschirm. In der heutigen hyper‑vernetzten Welt deckt dieses reißerische Bild eines einsamen Hackers bei weitem nicht den gesamten Umfang des Themenfeldes Cybersicherheit ab. Dementsprechend können wir bei unseren meistverkauften Bildern sehen, dass die Cyberpunk‑Ästhetik von eher bunteren, menschlicheren und lösungsorientierteren Bildern abgelöst wird.

Kein Wunder, dass diese Cyber‑Bilder heute altmodisch wirken, da sie direkt aus der Popkultur der 1990er Jahre entlehnt sind. In dem Film Hackers bekommen wir eine Truppe Jugendlicher zu sehen, die keinerlei Stilbewusstsein aufweisen, und Matrix haben wir diese reinzoomenden grünen Zahlen zu verdanken. Diese frühen Bilder stammen aus einer Zeit, in der das Internet neu und unbekannt war. Heute sind die Menschen aber erfahrener und Bilder zu Cybersecurity könnten einen Neuanstrich gut vertragen.
Die Kunden von Getty Images wollen eher Lösungen aufzeigen als Gefahren. In diesem Jahr stiegen die Suchanfragen für „Cybersicherheit“ um 132 %, „Informationssicherheit“ um 157 %, „Datenschutz“ stieg um 159 % und „digitale Sicherheit“ konnte um 171 % zulegen. Im Gegensatz dazu nahmen Suchanfragen für „Hacker Computer“ um 30 % ab.

Firmen haben verstanden, dass positive Bilder dazu beitragen können, ihr Unternehmen weniger einschüchternd wirken zu lassen. Das Cybersicherheit‑Unternehmen Hunters.AI  nutzt freundliche Grafiken mit warmen Farbpaletten, die von moderner Kunst und Science Fiction inspiriert sind. Und Varonis, ein Unternehmen für Datensicherheit, launchte als Metapher für Angreifbarkeit eine Werbekampagne mit einem selbstvergessenen nackten Mann, der seinen alltäglichen Dingen nachgeht. Die Bank of America setzt Bilder von Profis in Serverräumen ein, um ihre betrugssicheren Produkte zu bewerben.

Und noch immer greifen viele Bilder zu Cybersicherheit auf visuelle Klischees zurück. Einer Studie von der Hewlett Foundation und IDEO aus dem Jahr 2019 zufolge finden Experten für Cybersicherheit, dass eine Bildsprache, die von Kapuzenpullis, Platinen, Vorhängeschlössern und Pop‑up‑Fenstern geprägt ist, sie und ihre Arbeit nicht richtig repräsentiert. Sie sehen sich selbst als Innovatoren und Verteidiger und wollen auch als solche dargestellt werden. Ähnlich ist die Situation auch bei Nutzern, die sich sicher fühlen und nicht verängstigt werden wollen.
Wenn wir Bilder zu Cybersicherheit von einer menschlichen Seite zeigen wollen, so sehen sie nicht nur zeitgemäßer aus, sondern präziser.
Ein Zeichen dafür, dass sich das Blatt gerade wendet, ist die TV‑Serie Mr. Robot, in der Hacken als der technische, laborartige Prozess dargestellt wird, der er wirklich ist. Die Serie spielt mit etablierten Stereotypen: Die Hauptfigur ist ein Hacktivist, der sich seinen Kapuzenpulli auszieht, um tagsüber in einem Unternehmen für Cybersicherheit zu arbeiten. Die Serie vermenschlicht beide Enden des Servers und stellt ein Gleichgewicht zwischen der Freude am Kodieren und der Ästhetik des Alltags her. Im wahren Leben hat sich das Wort "Hacker" sogar zu einem allgegenwärtigen Begriff entwickelt. Beliebte Events der Technologie‑Branche, so genannte "Hackathons" fördern Innovation und Zusammenarbeit und "Life Hacks" bieten schnelle Lösungen für die Selbstoptimierung.

Wenn wir Bilder zu Cybersicherheit von einer menschlichen Seite zeigen wollen, so sehen sie nicht nur zeitgemäßer aus, sondern präziser. Phishing‑Angriffe, die häufigste Form von Cyberkriminalität, nutzen die menschliche Schwäche mit einer einfachen E‑Mail aus und keinem komplizierten Code. In einer Welt, in der Unternehmen Nutzerdaten sammeln und Regierungen in fremden Wahlen herumdoktern, sollten neue Konzepte mit aktualisierten Farben und Metaphern dargestellt werden, damit sie einfacher zu verstehen sind. Die nächste Welle von Darstellungen der Cybersicherheit wird ein klareres Bild von den Dingen zeichnen, mit denen Nutzer im Netz konfrontiert sind, und die verfügbaren Lösungen aufzeigen.
Die menschliche Seite der Technologie