Der Fotograf Klaus Vedfelt

Best of / Best of Creative
Klaus Vedfelt
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Lauren Catten
Okt. 3, 2019
In seiner gesamten beruflichen Laufbahn als Fotograf hat Klaus Vedfeldt einiges über den Einsatz für seine Arbeiten gelernt. Von innovativen Konzeptbildern bis hin zu kinofreifen Porträtaufnahmen – er hat einfach alles drauf. Lauren Catten, Art Director bei Getty Images, hat mit ihm über seine Geschichte, seinen Stil und den Entstehungsprozess seiner Arbeiten gesprochen.
 Ich habe für drei verschiedene Fotografen in Kopenhagen Vollzeit und umsonst gearbeitet. All diese praktischen Erfahrungen waren überaus vorteilhaft für mich.
[Lauren Catten]: Wie bist du in die Fotografie eingestiegen? Wusstest du schon immer, dass du genau das tun wolltest?
[Klaus Vedfelt]: Ich erinnere mich noch, wie ich mir 1993 von meinem Vater die alte Petri SLR Kamera geborgt habe, um Graffitis zu fotografieren. Graffiti und die Hip‑Hop‑Kultur hatten damals einen großen Einfluss auf mich.

Mit 14 beschloss ich, dass ich Fotograf werden wollte, ohne auch nur die geringste Vorstellung davon zu haben, wie das Berufsbild eines Bildmachers aussehen könnte. Ich habe nur auf meinen Bauch gehört, der gesagt hat, dass das der richtige Job für mich wäre. Nach der Schule habe ich einen Fotografiekurs besucht und gelernt, wie ich Schwarzweiß‑Filme entwickeln und davon in der Dunkelkammer Abzüge erstellen konnte.

Nachdem ich mit 15 die Schule abgeschlossen hatte, war ich fest entschlossen, ein Praktikum bei einem Fotografen zu machen, um in die dänische Schule für kommerzielle Fotografie aufgenommen zu werden. Das schien allerdings unmöglich, da ich keinerlei Erfahrungen hatte und mir gesagt wurde, dass ich dafür zu jung sei. Stattdessen beschloss ich, meine Arbeit umsonst anzubieten. So konnte ich viel leichter einen Fuß in die Tür bekommen. Ich habe für drei verschiedene Fotografen in Kopenhagen Vollzeit und umsonst gearbeitet. All diese praktischen Erfahrungen haben mir einen enormen Vorteil verschafft und mit 17 bekam ich glücklicherweise einen bezahlten Assistentenjob in Vollzeit bei zwei der erfolgreichsten dänischen Fotografen für Fashion und Celebrity‑Porträts.
Surreales und kinematografisches Licht haben mich schon immer fasziniert. Ich erinnere mich daran, wie ich in jungen Jahren von Salvador Dalis Bildern völlig fasziniert war.
[LC]: Welchen Einfluss haben Kunst und Fotografie auf deine Kompositionen? Gibt es einen Lieblingskünstler, der Einfluss auf deine Arbeit nimmt?
[KV]: Von Beginn meiner Karriere an haben mich surreales und kinematografisches Licht schon immer fasziniert. Ich erinnere mich daran, wie ich in jungen Jahren von Salvador Dalis Bildern völlig fasziniert war. Später waren es dann Fotografen wie Steven Klein, Steven Meisel und David LaChapelle. Eine große Inspiration war die konzeptionelle Fashion‑Fotografie zu Beginn der Nullerjahre und ich dachte, ich wolle Fashion‑Fotograf werden. Als ich dann älter wurde, interessierte mich Mode doch nicht mehr so sehr – viel spannender als die Kleidung fand ich die Story, die Stimmung und das Licht im Bild. Später inspirierten mich dann Fotografen wie Gregory Crewdson, Nadav Kander und Christopher Anderson. Zurzeit lasse ich mich stark von Vilhelm Hammershøi inspirieren, einem dänischen Maler aus dem 19. Jahrhundert. Aktuell recherchiere ich für ein Projekt, das in gewisser Weise mit ihm zu tun haben wird.

[LC]: Dein Stil ist so vielseitig, es scheint fast so, als könntest an alles Hand anlegen! Hast du einen Lieblingsstil oder gibt es sowas wie eine stilistische Handschrift von dir?
[KV]: Ich bevorzuge es, mit künstlicher Beleuchtung zu arbeiten wie Blitz oder HMI. Ich nutze oft farbige Gele, um mehr Filmgefühl zu erzeugen. Licht ist für mich der wichtigste Teil meiner Konzeptbilder.

[LC]: Wenn du dir eines aussuchen könntest, welches war dein Lieblingsshooting?
[KV]: Ich liebe es, konzeptionelle Fotografien zu erstellen. Ich habe gerade mein zweites Portalshooting in den Dünen von Kapstadt beendet, Bilder, die Metaphern für Transformation, Innovation und Wohlstand sind. Normalerweise ist das interessanteste Shooting ist für mich das letzte.


[LC]: Wie stellst du ein Shooting zusammen? Machst du alles selbst oder ist das ein Prozess, in den du andere mit einbeziehst?
[KV]: Ich arbeite normalerweise mit einem Art Director zusammen, aber ich bin in den gesamten Entstehungsprozess stark involviert und übernehme die Rolle des Produzenten.

[LC]: Du geht auf so natürliche Weise an das Thema Lifestyle heran. Wie gelingt es dir, dass die Models so entspannt sind?
[KV]: In der Regel versuche ich, selbst ruhig und entspannt zu sein. Das beeinflusst die gesamte Atmosphäre am Set. Wenn ich Lifestyle‑Bilder mache, nutze ich normalerweise Tageslicht. Das erlaubt mir, mich freier um die Models herum zu bewegen.
Ich glaube auch, dass das Casting superwichtig ist. Ich wähle Models aus, die eine gute Energie ausstrahlen und mit einem persönlichen Style überzeugen, der zu dem Shooting passt. Ich gebe ein kurzes Briefing und versuche, nicht zu viel vorzugeben. Andererseits bin ich sehr darauf bedacht, den perfekten authentischen Moment festzuhalten. Manchmal setze ich Musik ein, um die Stimmung zu heben und den Raum mit positiver Energie aufzuladen.

[LC]: Kommen deine Ideen zufällig in Momenten, wenn du deine Arbeit niederlegst, oder gehst du methodisch vor?
[KV]: Ich gehe ziemlich gut vorbereitet in ein Shooting. Ich schaue mir am Tag vor dem Shooting immer nochmal die Location an. Ich habe immer einen Shootingplan und ein Moodboard. Ich schaue mir das am Tag des Shootings zwar kaum an, aber es ist gut, darauf zurückgreifen zu können, wenn man mitten im Shooting feststeckt. Oft ist es so, dass meine Kreativität spontan Ausdruck findet. Ich lasse mich von den seltenen Momenten inspirieren, die in der Zusammenarbeit mit Menschen entstehen.

Ich bin fasziniert davon, aus der Vogelperspektive zu fotografieren, und wie sich damit die ganze Perspektive in einem Bild verändern kann. Ich habe das schon bei zwei Shootings so umgesetzt und arbeite gerade an der Produktion für ein drittes.
[LC]: Was ist der wichtigste Fehler, den du beim Fotografieren gemacht hast, und wie hat er dein Verständnis von deinem Job verändert?
[KV]: Ich habe einmal eine Kamera verliehen. Als ich sie zurückbekommen habe, war sie so eingestellt, dass sie nur kleine jpg‑Dateien aufgenommen hat. Ich habe das vor dem Porträtshooting eines CEOs nicht mehr überprüft. Jetzt prüfe ich bei einem Shooting alles immer doppelt!

[LC]: Hast du bestimmte Themen oder Requisiten, die du gerne noch einmal aufgreifen möchtest?
[KV]: Aktuell bin ich fasziniert davon, aus der Vogelperspektive zu fotografieren, und wie sich damit die ganze Perspektive in einem Bild verändern kann. Ich habe das schon bei zwei Shootings so umgesetzt und arbeite gerade an der Produktion für ein drittes.

[LC]: Was tust du, um dich täglich neu zu motivieren und voranzukommen? Lässt du dich von Zeitschriften oder Webseiten inspirieren?
[KV]: Ich habe früher viel Geld für Zeitschriften ausgegeben, heute ist Instagram meine wichtigste Inspirationsquelle. Die Zusammenarbeit mit dir als mein Art Director ist superwichtig für meine Arbeit. Ich brauche einen Sparringspartner, um die Kreativität auf Hochtouren zu bringen.

[LC]: Gibt es ein Bild aus deinem eigenen Archiv, dessen Aufnahmen du als herausfordernd in Erinnerung hast oder das sich im Vergleich zu den anderen besonders anfühlt?
[KV]: Letztes Jahr habe ich eine Serie mit nicht‑binären Menschen fotografiert. Ich hatte Probleme damit, das Licht richtig einzustellen. Aber auf einmal schloss das Model seine Augen und als sie ihr Gesicht abwandte, drückte ich auf den Auslöser. Ich wusste sofort, dass das ein besonderes Bild war.

[LC]: Was würdest du Menschen raten, die gerade dabei sind, professioneller Fotograf zu werden?
[KV]: Lang und hart zu arbeiten, ist von zentraler Bedeutung, ich würde sagen, vielleicht sogar wichtiger als Talent. Wenn du mit einem Shooting nicht zufrieden bist, dann fotografiere es nochmal und lerne aus den Fehlern. Wenn möglich, wähle für dein Projekt Menschen aus, die über herausragende professionelle Fähigkeiten verfügen, um um neue und kreative Qualitäten hinzuzufügen.

[LC]: Hast du eine Lieblings‑App?
[KV]: Ich bin kein großer Nutzer von Apps, aber Instagram verwende ich ziemlich oft.

[LC]: Was siehst du, wenn du aus deinem Fenster schaust?
[KV]: In meinem Studio in Kopenhagen, sehe ich Gebäude, die Ende des 19. Jahrhunderts gebaut wurden. In meinem Homeoffice habe ich einen weiten Blick über eine hügelige Landschaft mit Feldern, Schafen und Wald.

[LC]: Welches Projekt steht als nächstes an?
[KV]: Zurzeit stelle ich eine große Produktion fertig, die ich vor ein paar Monaten in Kapstadt fotografiert habe. Danach werde ich mich an den dritten Teil meines konzeptionellen Shootings ‘von oben’ machen.
 

Die Fotografin Lydia Whitmore